Gouda, Windmühlen und Meer

Vor vielen Monaten, als wir unsere Reise planten, entdeckte Christopher die Stadt Gouda auf der Karte. Heißt wie der Käse, klar, da müssen wir natürlich hin! Wir fahren von Amsterdam ab und genießen die weite, schöne Landschaft. Überall ziehen sich Kanäle durchs Land und Tiere grasen auf den Weiden.

Wiesen, so weit das Auge reicht.

Gouda ist eine schöne, kleine Stadt mit historischem Stadtkern und natürlich ist der Name Programm und alles dreht sich um den Käse. Heute ist Markt und dementsprechend ist der große Platz im Zentrum rappelvoll. Wir schieben ein Stück durch die Straßen und fahren dann weiter zu unserer Unterkunft bei Jolanda und Dries. Die beiden feiern an diesem Abend ihre Geburtstage, haben ein paar Nachbarn eingeladen und nehmen uns trotzdem zu sich auf! Vorab zeichnen wir immerhin kleine Geburtstagskarten für die beiden. Wiedermal sind wir total überwältigt von so viel Gastfreundschaft. Es fällt manchmal schwer, das einfach anzunehmen. Es ist ein lustiger Abend und wir irgendwie mittendrin. 

Gouda feiert im Jahr 2022 das 750-jährige Bestehen der Stadt.
Kanäle durchziehen die Stadt.
Unsere Gastgeber Jolanda und Dries.

Morgens frühstücken wir natürlich ein Gouda-Brot. Dries erzählt uns, dass die Stadt Probleme hat die alten Häuser zu erhalten, weil aus Angst vor Hochwasser der Wasserspiegel ständig niedrig gehalten wird und so die Holz-Fundamente zu faulen beginnen. Die Restauration ist unglaublich teuer und aufwändig. Der Wasserspiegel ist ein Thema, was uns in den Niederlanden immer wieder begegnet. Es ist schon erstaunlich, wie sich der Mensch seinen Lebensraum geformt hat und wie die Natur immer wieder daran arbeitet, ihn sich zurück zu erobern.

Morgens früh ist der große Platz noch leer und der Blick auf die schöne Architektur frei.

Am nächsten Tag brechen wir auf Richtung Den Haag, mit einem Abstecher zu den berühmten Windmühlen in Kinderdijk. Der Radweg schlängelt sich die meiste Zeit an einem kleinen Fluss nach Süden und ist toll zu fahren. Die Dörfer und Boote unterwegs sind wieder typisch holländisch und wir haben echt Spaß auf der Tour. In Kinderdijk angekommen ist es wie zu erwarten sehr touristisch, und das schon um 11 Uhr vormittags an einem Wochentag. Schön ist allerdings die zufällige Begegnung mit einem jungen Pärchen, die beiden sprechen uns an und wir erfahren, dass sie auch im Herbst zu einer Radreise aufbrechen. Wir haben leider keine Namen von euch, also falls ihr das lest, meldet euch doch gern und vielleicht treffen wir uns ja wirklich in Südamerika!

Wir machen ein paar Fotos und fahren bald weiter, es ist sehr warm und Windmühlen gibt es im ganzen Land zu sehen, dann ohne Menschenmassen. Es geht heute nach Leitschendam bei Den Haag, zu Christophers Tante und Familie wo wir zwei Tage bleiben und mal eine richtige Pause einlegen.

Die Windmühlen von Kinderdijk.

Pause!

Wir kochen zusammen, arbeiten ein bisschen am Blog, essen Eis, gehen mit dem Hund spazieren, waschen die Wäsche mal richtig durch und fühlen uns einfach pudelwohl. Es ist schön, noch mal in einem Bett zu schlafen! Zum Eis noch eine Anekdote: Christopher bestellt sich die Sorte “Mergpijpjes”, ohne zu wissen was das ist. Schmeckt gut, aber keiner kann was mit dem Namen anfangen. Später entdecken wir diese Mergpijpjes in einem Supermarkt: Es ist ein unglaublich süßes Gebäck, ein Mürbeteig mit einer Cremefüllung, umhüllt von Fondant und in Schokolade getaucht. Natürlich wird das probiert. Gina ist nicht so begeistert, Christopher schon!

Kaffee jeden Tag zu jeder Uhrzeit. Luxus!

Es fällt uns nach den zwei schönen Tagen fast ein bisschen schwer, wieder weiterzufahren. Aber wir haben in den nächsten Tagen viel vor, denn wir wollen Gina’s Bruder in De Panne besuchen und haben für die Strecke bis dorthin 3 Tage mit immer rund 70-80 km eingeplant, so viel wie noch nie hintereinander. Frisch erholt von der Pause sind wir guter Dinge das zu schaffen.

Zeeland.

Wir haben für den ersten der drei großen Fahrtage eine schöne Strecke vor uns, es geht heute endlich ans Meer und durch Zeeland über die vielen Halbinseln der Niederländischen Küste. Irgendwo im Industriegebiet von Rotterdam zeigt der Tacho 800 Kilometer an, als wir grade eine ordentliche Umleitung fahren müssen, weil eine Brücke gesperrt ist. Als wir dann das Wasser sehen, überkommt es uns. Zum ersten Mal haben wir das Gefühl, wirklich weit, weit weg von Hamburg zu sein. Die Euphorie ist groß! Wir nehmen die erste Fähre unserer Reise, fahren weiter durch Zeeland, über große Schleusen und immer mit Blick aufs Meer, während unter uns das Wasser tobt.

Irgendwo im Industriegebiet Rotterdams.
Wir sind am Meer!

Es ist zwischendurch so heiß und Gina ist einfach platt. Wir machen Pause mitten an der Straße, manchmal ist das einfach so. Einen Snack und viel Wasser später geht es dann weiter.

Spontane Pause an einer Kreuzung.

Kurz vor unserem Campingplatz in Scharendijke fahren wir durch das Dorf Goedereede. Wunderschön, an jeder Ecke! Glücklich aber geschafft von knapp 83 Kilometern kommen wir an unserem Zeltplatz an. Ein total liebevoller, kleiner Campingplatz mit Hängematten und allem was das Radler-Herz begehrt. Zum Abendessen gibt es einen großen Topf Nudeln mit Gemüse, bevor wir ins Bett fallen. Am Horizont macht sich langsam das angekündigte Unwetter bereit, das uns später in Belgien dann richtig einholt.

Schon am Morgen bekommen wir einen Vorgeschmack auf den Sturm, der aufzieht. Innerhalb von 10 Minuten gießt es wie aus Kübeln, bevor die Sonne wieder raus kommt. Zum Glück stehen wir grade im Waschhäuschen und sitzen den Regen einfach aus. Das Zelt können wir immerhin trocken ausräumen, bevor es weitergeht. Innenzelt und (nasses) Außenzelt transportieren wir immer in zwei getrennten, wasserdichten Packsäcken. So ist es nicht schlimm einen Teil nass einzupacken, meistens machen wir irgendwo tagsüber eine Pause, wo wir das Außenzelt dann trocknen lassen. 

Wir machen einen kurzen Abstecher ins Nachbardorf Renesse, dem Urlaubsort an dessen Strand sich Gina’s Eltern vor 35 Jahren verliebten. Wir finden sogar das Restaurant wieder, im dem die beiden damals eine Fischsuppe aßen. Liebe Grüße an der Stelle nach Hause!

Das Restaurant mit der berühmten Fischsuppe.

Wir verlassen langsam Zeeland, fahren durch Dünen und kleine Dörfer, dunkle Wolken am Horizont und starker Gegenwind begleiten uns. Wir nehmen eine Fähre aufs Festland und kommen bald in Sluis an, einem kleinen Ort nur ein paar Kilometer vor der belgischen Grenze entfernt. Unser letzter Stop vor Belgien.

Fähre aufs Festland.

Erschöpft vom zweiten Tag mit über 70 km Distanz und viel Sonne und Wind nehmen wir an der Rezeption des Campingplatzes ein kaltes Radler mit und trinken es noch gemütlich in der Sonne, bevor wir unser Zelt aufbauen. Fataler Fehler! Wir sind richtig müde und angetrunken und brauchen locker doppelt so lange wie sonst für den Aufbau.
Früh am nächsten morgen hängt der Nebel noch schwer in den Bäumen. 85 Kilometer, also  fast die Länge der gesamten belgischen Küste, warten heute auf uns. Wir wollen bis nach De Panne zu Ginas Bruder fahren. Da es leider wieder keinen richtigen Grenzübergang gibt, muss dieses schöne Leinenpflicht-Schild als Ersatz herhalten! Noch ist uns zum Spaßen zumute, doch was wir noch nicht wissen: Es kommt der anstrengendste Tag auf uns zu, den wir bis hier hin hatten… Mehr dazu im nächsten Teil über unsere Tour durch Belgien! 

2 Antworten

  1. Wunderbare Berichte und wir freuen uns das es euch gut geht.
    Wir wündchen euch eine gute Weiterfahrt mit Rückenwind.
    Liebe Grüße,
    Gea & Hans

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